Die Behandlung einer Osteoporose

Therapie und Vorbeugung bei Osteoporose liegen nah beieinander. Mit Bewegung und einer gesunden, kalziumreichen Ernährung kann Knochenschwund nicht nur verhindert oder zumindest hinausgezögert werden. Sie sind auch Teil der Behandlung, wenn eine Osteoporose diagnostiziert wurde.

Behandlungsmöglichkeiten der Osteoporose

Da teilweise sehr unterschiedliche Ursachen für die Entstehung einer Osteoporose verantwortlich sein können und die Erkrankung starke Unterschiede in ihrer Ausprägung zeigt, unterscheiden sich auch die Behandlungsansätze. Der behandelnde Arzt oder Physiotherapeut muss außer der Entstehungsursache auch individuelle Faktoren wie Alter, Gewicht, Begleiterkrankungen, körperliche Belastbarkeit oder Ernährungs- und Bewegungsgewohnheiten berücksichtigen. Nicht jede Osteoporosebehandlung sieht daher gleich aus.
Grundsätzlich stehen folgende Behandlungsmöglichkeiten zur Verfügung, von denen meist – je nach Vorgeschichte und individuellem Befund – mehrere kombiniert werden:

Die Prinzipien sind hierbei stets dieselben, auch wenn eine jeweils individuelle Kombination von Behandlungsmaßnahmen zur Anwendung kommt:

  • optimale Versorgung mit Kalzium für den Knochenaufbau;
  • Anregung des Knochenstoffwechsels und Förderung der Aufbauprozesse;
  • Verlangsamen des Knochenabbaus;
  • Vermeidung oder Behandlung von Schäden und Begleitbeschwerden (Schmerzen);
  • Anleitung zur eigenständigen, auf die Krankheit abgestimmten Lebensführung.

Sehen wir uns nun im Einzelnen die Behandlungsmöglichkeiten an:

Medikamente

Die Osteoporose-Basistherapie bildet eine Kombination von Vitamin D und Kalzium, die meist als Brausetabletten verabreicht wird. Vitamin D spielt eine wichtige Rolle im Knochenstoffwechsel, und Kalzium ist das Mineral, das dem Knochen Festigkeit verleiht. Der Körper braucht Vitamin D, um das Kalzium optimal zu verwerten und im Knochen ablagern zu können.

Darüber hinaus können Medikamente gegeben werden, die den Knochenaufbau beschleunigen (Anabolika), oder solche, die den Knochenabbau verlangsamen (Antiresorptiva). Das weibliche Hormon Östrogen zum Beispiel ist ein solches Antiresorptivum, doch es gibt auch zahlreiche andere.

Hormone zur Unterstützung des Knochenaufbaus

Zur Unterstützung des Knochenaufbaus werden das männliche Sexualhormon Testosteron, Strontium und Parathormon PTH eingesetzt. Die Behandlung mit Strontium befindet sich derzeit noch in der Erprobungsphase, doch die Anwendung von PTH zur Normalisierung des Knochenaufbaus hat sich in zahlreichen Fällen bewährt. Dieses Hormon, das normalerweise von den Nebenschilddrüsen gebildet wird, stimuliert eigentlich die knochenabbauenden Zellen (Osteoblasten).

Bei richtiger Anwendung und Dosierung durch den Arzt regt es jedoch die knochenaufbauenden Zellen (Osteoblasten) an – das scheint zunächst widersinnig, ist jedoch inzwischen vielfach belegt. PTH wird unter die Haut gespritzt.

Darüber hinaus können je nach Ausprägung des Krankheitsbildes Schmerzmittel (nichtsteroidale Antiphlogistika, COX-2-Hemmer) oder muskelentspannende Substanzen (Muskelrelaxantien) Anwendung finden.

Physiotherapie

Eine Mitbehandlung durch Physiotherapeuten, begleitend zur ärztlichen Therapie und einer allgemeinen Lebensumstellung, ist in jedem Fall sinnvoll. Hier kommen physikalische Therapieformen und Krankengymnastik zum Einsatz:

  • Massagen,
  • schmerzlindernde und stoffwechselanregende Formen der Elektro-, Wärme- oder Hydrotherapie,
  • Anleitung zu rückenschonendem Verhalten und vor allem
  • speziell auf die Erkrankung zugeschnittene Muskelaufbau- und Bewegungsübungen

unterstützen den Betroffenen beim richtigen Umgang mit der Erkrankung und verbessern das Behandlungsergebnis. Der Physiotherapeut vermittelt auch geeignete Übungen, die selbstständig durchgeführt werden können, und klärt über ungünstiges Bewegungsverhalten auf. Eine Verbesserung und Stabilisierung der aufrechten Haltung entlastet darüber hinaus die Wirbelsäule und reduziert das Risiko von Sinterungsbrüchen und Keilwirbelbildung.

Operationen

Operationen sind vor allem bei der Behandlung von Knochenbrüchen angezeigt. Die häufigsten Frakturen, die während einer Osteoporose auftreten, sind Wirbelkörperbrüche, Schenkelhalsbrüche und Unterarmfrakturen. Schenkelhalsbrüche werden fast immer operativ versorgt. Bei älteren Patienten geschieht dies meist durch das Einsetzen eines künstlichen Hüftgelenks, bei jüngeren Patienten je nach Lage des Schenkelhalsbruches mit sogenannten Osteosynthesen (verschiedene Schrauben oder Nägel), die meist nach einigen Monaten wieder entfernt werden.

Unterarmfrakturen werden, sofern die Knochenfragmente nicht verschoben sind, häufig mit einem Gipsverband versorgt. Eine Operation ist vor allem dann nötig, wenn der Bruch auch das Handgelenk mit einschließt oder die Bruchstücke verschoben sind, wobei Drähte oder Platten zum Einsatz kommen. Diese werden nach vollständiger Abheilung ebenfalls wieder entfernt.

Vertebroplastie bei Wirbelkörperbrüchen

Da keilförmig eingebrochene Wirbel erhebliche Schmerzen verursachen können, wurde auch hier ein operatives Verfahren entwickelt, um den betroffenen Wirbelkörper zu stabilisieren. Es kommt jedoch erst dann zum Einsatz, wenn sich die Schmerzen während der medikamentösen und physiotherapeutischen Behandlung nicht gebessert haben. Bei diesem minimalinvasiven Eingriff (Stichwort: „Schlüssellochchirurgie“) bringt der Chirurg unter CT-Kontrolle Knochenzement in den eingebrochenen Wirbel ein, der dort aushärtet. Der schmerzlindernde Effekt tritt wahrscheinlich zumindest zu einem Teil durch die Verödung von Nerven durch die Hitzeentwicklung des aushärtenden Knochenzements ein, zum anderen Teil durch die Entlastung des Wirbels. Dieser Eingriff dauert nur etwa eine Stunde und verheilt rasch, da keine große Operationswunde verursacht wird.

Kyphoplastie

Die Kyphoplastie ist ein weiteres minimalinvasives Operationsverfahren, um keilförmig eingebrochene Wirbel wieder aufzurichten. Ziel ist es, die krankheitsbedingte verstärkte Vorwärtskrümmung (Kyphose) der Wirbelsäule im Brustwirbelbereich, den sogenannten „Witwenbuckel“, einer normalen Krümmung wieder anzunähern. Als besonders effizient und schonend hat sich die Radiofrequenz-Kyphplastie erwiesen. Hier bohrt der Chirurg mehrere winzige Gänge in den betroffenen Wirbel, über die der Knochenzement bis zur Aufrichtung des Wirbels in den Wirbelkörper fließt. Bei diesem Verfahren verteilt sich der Knochenzement zwischen den noch bestehenden Knochenbälkchen des Wirbelkörpers und entlastet sie, wodurch eine spürbare Schmerzlinderung eintritt. Auch dieser Eingriff ist sehr schonend, da er je nach Verfahren nur etwa eine halbe Stunde bis Dreiviertelstunde dauert.

Orthesen

fascia lombare ortopedicaBei Wirbelkörperbrüchen und Keilwirbelbildung kann eine Versorgung mit einer Orthese, einer individuell angepassten orthopädischen Stützhilfe, hilfreich sein. Die Orthese unterstützt eine aufrechte Haltung, entlastet dadurch die Vorderkanten der Wirbelkörper und reduziert so das Risiko weiterer Sinterungseinbrüche und nachfolgende Haltungsschäden und Schmerzen. Das früher oft gefürchtete „Stützkorsett“ hat inzwischen weitgehend bequemeren, leichten Stabilisierungshilfen Platz gemacht, die sich unauffällig tragen lassen und mehr Bewegungsfreiheit bieten.

Auch die Psyche spielt mit

Chronische Erkrankungen, die mit Schmerzen einhergehen, belasten auch die Psyche. Häufig ziehen sich Betroffene aus dem aktiven Leben zurück, vereinsamen oder entwickeln Depressionen oder Ängste. Hier können Gespräche mit dem Arzt, dem Physiotherapeuten oder im Rahmen einer Selbsthilfegruppe hilfreich sein, um Ängste abzubauen und positive Perspektiven zu entwickeln. Auch die sozialen Kontakte zu Freunden und Verwandten sollten bewusst aufrecht erhalten werden, um die Psyche zu stabilisieren. Wenn die Osteoporose Ihre Lebensqualität und Ihre seelische Balance beeinträchtigt, sollten Sie sich nicht scheuen, die Hilfe eines Psychotherapeuten in Anspruch zu nehmen, der Ihnen bei einer seelischen Krise hilft und Ihnen geeignete Bewältigungsstrategien vermitteln kann.

Osteoporose – Sportgruppen und -Bewegungsprogramme

Bewegung ist einer der zentralen Pfeiler der Osteoporosebehandlung, denn zur Anregung des Knochenaufbaus ist eine kontrollierte Belastung nötig. Regelmäßige Spaziergänge, Bewegungsübungen und angepasste Sportprogramme gehören daher unbedingt zur knochengesunden Lebensführung. Besonders geeignet sind Wandern, Schwimmen, Nordic Walking, Gerätetraining (nur unter fachkundiger Anleitung und auf die Erkrankung abgestimmt!) oder Wassergymnastik (Aqua-Fitness, Aqua-Jogging, Bewegungsbad). Ein Muskelaufbautraining für Bauch- und Rückenmuskulatur und für die Hüftmuskulatur ist ebenfalls sehr zu empfehlen. Auch Skilanglauf ist eine geeignete Sportart.

Ungeeignet sind Reiten, da es hier zu stoßweisen Belastungen der Wirbel kommt, und Sportarten, die mit einem hohen Sturz- oder Schlagrisiko einhergehen wie Ballsportarten, Badminton, Tennis, Squash, Mountainbiking, Skaten, Waveboarding oder gar Kampfsport. Osteoporose-Sportgruppen finden Sie inzwischen in jeder Stadt. Ihr Arzt, Ihre Krankenkasse oder Google verraten Ihnen, wo.

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